Außenseiter:innen, also marginalisierte Gruppen in einer Gesellschaft wahrzunehmen, ihre Lebensbedingungen zu registrieren, zu erforschen und öffentliche Sichtbarkeit für sie einzufordern, ist das Hauptanliegen des künstlerisch-wissenschaftlichen Forschungsprojekts. Sie alle leiden unter ähnlichen systematischen Exklusionsverfahren, die sie immer wieder und immer weiter an den gesellschaftlichen Rand drängen. Im Unterschied zu ihren männlichen Leidensgenossen gelten drogensüchtige Frauen in europäischen Gefängnissen als ein solches »vernachlässigbares Phänomen«. Dem widerspricht die Arbeit der OUTCAST REGISTRATION, indem es das Bedürfnis der Teilnehmerinnen wahrnimmt, ihre Lebenswege zu einer öffentlichen Angelegenheit zu machen, was schließlich auch heißt, einen Teil der Verantwortung für ihre Erkrankung der Gesellschaft zurückzugeben.
die Projekte der OUTCAST REGISTRATION bewegen sich in unterschiedlichen topologischen Sphären, in Räumen also, die ihrerseits spezifische gesellschaftliche Funktionen widerspiegeln und allesamt eine private (individuelle) und eine öffentliche (gemeinschaftliche) Bedeutung haben. Dass der private Raum hier weitgehend ausgeklammert wird, verweist auf den problematischen Umstand, dass sich das Private in demokratischen Systemen grundsätzlich – und grundgesetzlich verankert – dem öffentlichen Blick entzieht. Das schützt zwar richtigerweise vor staatlicher Kontrolle und Einmischung, nicht aber das (sexueller) Gewalt ausgesetzte Menschenleben hinter verschlossenen Türen. Für alle an den Projekten beteiligten Frauen ist der private Raum, wie an ihren jeweiligen Biografien deutlich wird, nie ein Schutzraum gewesen – im Gegenteil. Da der Zugang hier verwehrt ist, konzentrieren sich die Projekte der OUTCAST REGISTRATION auf soziale Räume, die zwar begehbar, aber normalerweise ebenfalls strikt voneinander getrennt sind, und initiieren darin Begegnungen oder auch Konfrontationen zwischen ihren Bewohner:innen: im isolierten Raum, der das auferlegte abgesonderte Leben fernab der Gesellschaft bezeichnet, beispielsweise Gefängnis, Therapieeinrichtung, Psychiatrie oder Asyl; im kulturellen Raum, der institutionell legitimierte und geförderte Orte und Einrichtungen bezeichnet, darunter Museen, Kunsthallen und Galerien, aber etwa auch einen Spielplatz, Park oder Zoo, und zwar im dezidierten Unterschied zu subkulturellen, geheimen oder sogar verbotenen Räumen für solche Ideen, Gedanken und Lebensformen, die gesellschaftlich mehrheitlich und/oder von offizieller Seite aus der Öffentlichkeit verbannt werden; im öffentlichen Raum, der im Idealfall das Bedürfnis und die Verpflichtung aller Menschen bezeichnet, unabhängig von erteilten, erworbenen oder erzwungenen Autorisierungen und Privilegien öffentlich all das artikulieren zu können, was uns alle angeht. Im Sinne Hannah Arendts ist die Sphäre des Öffentlichen nicht nur eine Möglichkeit, sondern vielmehr eine Aufforderung zum Handeln.