Justizvollzugsanstalt für Frauen in Vechta, Vechta, DE
DER ISOLIERTE RAUM Raum
Rebecca Mertens schrieb ihre Biografie während einer Haftperiode im Gefängnis. Ihre Formulierung prägt den Charakter und die Methode der kalten Biografie und bildet die Grundlage zum Erstellen weiterer Biografien und der zukünftigen Projektstruktur.
Seit 1997 spielt Rebecca Mertens eine wichtige Rolle für das künstlerische Forschungsprojekt OUTCAST REGISTRATION: Strafakten, Dossiers und Gedächtnisprotokolle unzähliger Gespräche, die Ulrike Möntmann mit Rebecca in verschiedenen isolierten Räumen (s. Abb.), per Telefon und Briefwechsel geführt hat, bilden die Quellen für Erkenntnisprozesse, weiterführende Fragestellungen und deren Visualisierungen (siehe Diagramme und Grafiken).
Projektausführung Justizvollzugsanstalt für Frauen Vechta
August - November 2002
JVA Niedersachsen, An der Propstei 10, 49377 Vechta, Deutschland
Die Justizvollzugsanstalt Vechta ist eine von 12 Justizvollzugsanstalten in Deutschland, die über einen eigenen Trakt für weibliche Gefangene verfügt oder ganz auf die Unterbringung von Frauen ausgerichtet ist.
Leitung der Justizvollzugsanstalt während der Projektdurchführung
Leitung: Ullrich Krenz
Stellvertretende Direktorin: Petra Huckemeyer
Allgemeine Informationen - Justizvollzugsanstalt Vechta
Das Hauptgebäude der Justizvollzugsanstalt für Frauen in Vechta erstreckt sich über eine Fläche von 9.368 m², einschließlich der Außenanlagen für Freizeit- und Erholungszwecke. Es beherbergt 130 inhaftierte Frauen, die in verschiedenen Hafträumen auf drei Etagen und sieben Gebäuden untergebracht sind.
Das Frauengefängnis ist seit seiner Gründung im Jahr 1991 die zentrale Einrichtung für weibliche Straftäter in Niedersachsen. Mit dem Ausbau des offenen Vollzugs in Falkenrott und der Erweiterung um die Abteilung Hildesheim ist sie nun für alle Vollzugsarten zuständig. Vorrangiges Ziel ist es, durch ein frauenspezifisches Konzept auf die besonderen Umstände aller inhaftierten Frauen einzugehen, unabhängig von ihrem Alter, der Art der Straftat oder der Dauer der Haftstrafe.
Bei ihrer Ankunft werden alle erwachsenen Häftlinge zunächst für mindestens zwei Wochen in der Aufnahmeabteilung untergebracht. Während dieser Zeit nehmen sie an einem Orientierungskurs teil, der sie mit der Gefängnisordnung und den verfügbaren Programmen, einschließlich Berufsausbildung und Arbeitsmöglichkeiten, vertraut macht. Weibliche Insassen, die mit Drogenabhängigkeit zu kämpfen haben, werden von Fachleuten beraten.
Die Aufnahmephase ist entscheidend für die Orientierung der Frauen in ihrer neuen Umgebung und für die Planung individueller Vollzugsmaßnahmen. Dazu gehört auch die Prüfung, ob eine anschließende sozialtherapeutische Behandlung notwendig ist.
In der Justizvollzugsanstalt werden verschiedene Formen des Freiheitsentzugs vollzogen, darunter Untersuchungshaft, Freiheitsentzug, Jugendstrafen und die selteneren Formen des Freiheitsentzugs wie Verwaltungs-, Sicherungs-, Zwangs- und Vollzugshaft. Die Strafen können von kurzfristigen Ersatzfreiheitsstrafen bis hin zu lebenslanger Freiheitsstrafe reichen.
Zusätzlich werden im Rahmen eines Länderabkommens auch junge Frauen aus Schleswig-Holstein, Hamburg und Bremen in die Jugendabteilung der Zitadelle aufgenommen.
Im Jahr 2024 gibt es in Deutschland etwa 12 Justizvollzugsanstalten, die speziell für Frauen vorgesehen sind. Diese Haftanstalten verteilen sich auf verschiedene Bundesländer, wobei Einrichtungen wie die JVA Aichach in Bayern und die JVA Vechta in Niedersachsen zu den bekanntesten gehören. Obwohl nur etwa 5 % aller Insassen in Deutschland weiblich sind, sind diese Einrichtungen bestrebt, auf die besonderen Bedürfnisse von Frauen in Haft einzugehen, einschließlich spezieller Programme zur Wiedereingliederung und Unterstützung von Müttern in Haft.
Drogenbedingte Probleme im Frauengefängnis
Mehr als 50 % der inhaftierten Frauen weisen einen langjährigen polyvalenten Drogenkonsum auf, der zu erheblichen Defiziten in der Persönlichkeitsentwicklung, im Bildungsstand und in der Therapie- und Hafterfahrung führt. Die restriktive Anwendung des Hafturlaubs und intensive Kontrollen werden durch ein umfassendes Suchthilfeprogramm ergänzt, das sich auf abstinenzorientierte Therapie und Substitution konzentriert.
Rebecca Mertens
Rebecca Mertens hat ihre Biografie während einer Haftstrafe selbst verfasst. Diese Biografie hatte einen starken Einfluss auf den Charakter und die Methode der Erstellung einer trockenen, streng sachlichen Biografie, die mit Teilnehmern der nachfolgenden Projekte entwickelt wurde, die so genannte „Matrix-Methode“, und auf die Struktur des Projekts als solche.
Rebecca ist für Outcast Registration von enormer Bedeutung: Strafakten, Dossiers und Gedächtnisprotokolle aus unzähligen Gesprächen - live, telefonisch und in Briefen - zwischen Ulrike Möntmann und Rebecca geben Einblick in spezifische Informationen und ermöglichen deren Visualisierung (siehe Diagramme und Tabellen).