stammt aus dem Griechischen und bedeutet »Redefreiheit« oder »über alles reden«. Es ist der theoretische Schlüsselbegriff des gleichnamigen Projekts PARRHESIA: DIE RISKANTE HANDLUNG DES WAHRSPRECHENS, das sich auf die Ausführungen Michel Foucaults zum parrhesiastischen Sprechen stützt. Ausgehend von der antiken Tradition des Wahrsprechens, das sich bis zu Euripides zurückverfolgen lässt, erklärt Foucault parrhesia als eine verbal-performative Tätigkeit, »bei der der Sprecher seine persönliche Beziehung zur Wahrheit ausdrückt und sein Leben aufs Spiel setzt, weil er das Wahrsprechen als eine Pflicht erkennt, um anderen Menschen (so wie sich selber) zu helfen oder sie zu verbessern. [...] Bei parrhesia gebraucht der Sprecher seine Freiheit und wählt Offenheit anstelle von Überredung, die Wahrheit anstelle von Falschheit oder Schweigen, das Risiko des Todes anstelle von Leben und Sicherheit, die Kritik anstelle von Schmeichelei, und die moralische Pflicht anstelle von Eigennutz und moralischer Gleichgültigkeit.« (Quelle: Michel Foucault: Der Mut zur Wahrheit. Die Regierung des Selbst und der anderen, Bd. II. Vorlesungen am Collège de France 1983/84. Aus dem Französischen übersetzt von Jürgen Schröder. Frankfurt a. M.: Suhrkamp: 2012, S. 26.)
ein Begriff aus dem Gefängnisjargon, der zunächst lapidar das ständige Rein und Raus der wiederholt zu Gefängnis verurteilten Frauen meint. Genauer betrachtet beschreibt er den verheerenden Kreislauf aus Gewalt, Drogengebrauch, Prostitution und Inhaftierung, aus dem es keinen Ausweg gibt, solange er juristisch und gesellschaftlich systematisch verhindert wird. Diese Form des Seriellen spiegelt sich auch in den einzelnen Projektbestandteilen wider.
auch Grafiken, digitale Zeichnungen, Statistiken etc., versammeln und visualisieren empirisch erhobene Daten und Fakten aus den Strafregistern. Auf diese Weise werden die Straftaten der jeweiligen Projektteilnehmerin abgebildet (siehe Diagramm »Straftaten I«), die Verurteilung und Gefängnis zur Folge hatten, ebenso wie die Straftaten, die an ihr verübt wurden, samt ihrer Folgen (siehe Diagramm »Straftaten II«). In Verbindung mit den Ereignissen aus der ›kalten‹ Biografie und den Notizen aus Gedächtnisprotokollen unzähliger Gespräche (persönlich, telefonisch und schriftlich), die Ulrike Möntmann mit den Teilnehmerinnen geführt hat, werden die spezifischen Bedingungen, Muster und wiederkehrenden Konsequenzen veranschaulicht und kontextualisiert.